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4.5 Das "Ich" im Cogito
Die Ablehnung eines Syllogismus, also einer zusätzlichen allgemeinen Prämisse kann noch einmal gesteigert werden durch die Überlegung, ob die Konklusion nicht schon in der singulären Prämisse vorhanden ist. Durch den Subjektausdruck der einzigen Prämisse scheint auch der simple modus ponens überflüssig.
Wenn die ganze Prämisse unbezweifelbar und selbst-verifizierend ist, muss das "Ich" als Teil dessen auf jemanden Bezug nehmen, der tatsächlich denkt und existiert. Durch die Unbezweifelbarkeit des Cogito darf es nicht möglich sein, das nichts existiert, worauf das Wort "Ich" Bezug nimmt. Die von Perler ausgemachten Besonderheiten dieses Satzes sind die Gewähr dafür, dass das "Ich" immer in Bezug zu etwas Existierendem steht.[42]
Einen ähnlichen Weg kann man aus dem Wort "denken" ableiten. Der kognitive Akt kann nicht ungebunden vorkommen. "Denken" und alle anderen Beschreibungsformen dieser Tätigkeit sind immer an einen Handelnden gebunden. Bin ich selbst dieser Handelnde als Träger des kognitiven Aktes, so ist meine Existenz als denkendes Ding gewiß.
Gegen einen Einwand ist der Satz allerdings nicht aus sich selber heraus immun. Wenn sich der kognitive Akt immer auf jemanden bezieht, der ihn vollzieht und es ohne Handelnden garkeinen kognitiven Akt gäbe, dann erschließt sich daraus trotzdem nicht unmittelbar die Existenz desjenigen, der denkt. Das Kausalprinzip schließt nicht aus, dass verschiedene Ursachen zu der selben Wirkung führen. Descartes konstruiert zur Entkräftung dieses Einwandes das angeborene Wissen, das in Kapitel 7 behandelt wird.
[42] Perler: Renè Descartes. S. 144 f.
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